Innert weniger Monate wurden über 70 000 Menschen getötet.
27. Juli 2025. Friedrich Engels nannte den Bauernkrieg den «grossartigsten Revolutionsversuch des deutschen Volkes». Der Historiker Gerd Schwerhoff zeigt, wie widersprüchlich der Aufstand war, der 1525 seinen Höhepunkt erreichte. - Der Bauernkrieg: Geschichte einer wilden Handlung Gebundene Ausgabe – 19. März 2025
Die Zwölf Artikel (auch: Zwölf Artikel der Bauernschaft, Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben)...
6. März 2025. ...gehören zu den Forderungen, welche die Bauern im Deutschen Bauernkrieg 1525 in Memmingen gegenüber dem Schwäbischen Bund erhoben. Sie gelten nach der Magna Carta von 1215 als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa. Die zu den Zwölf Artikeln führenden Versammlungen werden als „eine Art verfassunggebende Versammlung“ bezeichnet, „die, wenn auch nur in Grundzügen, die politische Macht bestimmten Institutionen zuschrieb“. Wikipedia: Zwölf Artikel. - Nach diesen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten dauerte es mehr als 300 Jahre, bis in Deutschland wieder der Ruf nach Freiheit erscholl! Den vollständigen Wortlaut nach dem Faksimile findet man in: David von Mayenburg (Link s.o.). Weitere Details beim Stadtarchiv der Stadt Memmingen.
Es folgt eine "grobe Übertragung des Texts der Zwölf Artikel in heutiges Deutsch" (Wikipedia)
1. Jede Gemeinde soll das Recht haben, ihren Pfarrer zu wählen und ihn zu entsetzen (abzusetzen), wenn er sich ungebührlich verhält. Der Pfarrer soll das Evangelium lauter und klar ohne allen menschlichen Zusatz predigen, da in der Schrift steht, dass wir allein durch den wahren Glauben zu Gott kommen können.
2. Von dem großen Zehnten sollen die Pfarrer besoldet werden. Ein etwaiger Überschuss soll für die Dorfarmut und die Entrichtung der Kriegssteuer verwandt werden. Der kleine Zehnt soll abgetan (aufgegeben) werden, da er von Menschen erdacht (und nicht biblisch begründet) ist, denn Gott der Herr hat das Vieh dem Menschen frei erschaffen.
3. Ist der Brauch bisher gewesen, dass man uns für Eigenleute (Leibeigene) gehalten hat, welches zu erbarmen ist, angesehen, dass uns Christus alle mit seinen kostbarlichen Blutvergießen erlöst und erkauft hat, den Hirten gleich wie den Höchsten, keinen ausgenommen. Darum ergibt sich aus der Schrift, dass wir frei sind und sein wollen.
4. Ist es unbrüderlich und dem Wort Gottes nicht gemäß, dass der arme Mann nicht Gewalt hat, Wildbret, Geflügel und Fische zu fangen. Denn als Gott der Herr den Menschen erschuf, hat er ihm Gewalt über alle Tiere, den Vogel in der Luft und den Fisch im Wasser gegeben.
5. Haben sich die Herrschaften die Hölzer (Wälder) alleine angeeignet. Wenn der arme Mann etwas bedarf, muss er es für das doppelte Geld kaufen. Es sollen daher alle Hölzer, die nicht erkauft sind (gemeint sind ehemalige Gemeindewälder, die sich viele Herrscher angeeignet hatten), der Gemeinde wieder heimfallen (zurückgegeben werden), damit jeder seinen Bedarf an Bau- und Brennholz daraus decken kann.
6. Soll man der Dienste (Frondienste) wegen, welche von Tag zu Tag vermehrt werden und täglich zunehmen, ein Einsehen haben und uns nicht so sehr belasten, so, wie unsere Eltern gedient haben, allein nach Laut des Wortes Gottes.
7. Soll die Herrschaft den Bauern die Dienste nicht über das bei der Verleihung festgesetzte Maß hinaus erhöhen. (Eine Anhebung der Fron ohne Vereinbarung war durchaus üblich.)
8. Können viele Güter die Pachtabgabe nicht ertragen. Ehrbare Leute sollen diese Güter besichtigen und die Gült nach Billigkeit neu festsetzen, damit der Bauer seine Arbeit nicht umsonst tue, denn ein jeglicher Tagwerker ist seines Lohnes würdig.
9. Werden der großen Frevel (Gerichtsbußen) wegen stets neue Satzungen gemacht. Man straft nicht nach Gestalt der Sache, sondern nach Belieben (Erhöhungen von Strafen und Willkür bei der Verurteilung waren üblich). Ist unsere Meinung, uns bei alter geschriebener Strafe zu strafen, wonach die Sache gehandelt ist, und nicht nach Gunst.
10. Haben etliche sich Wiesen und Äcker, die einer Gemeinde zugehören (Gemeindeland, das ursprünglich allen Mitgliedern zur Verfügung stand), angeeignet. Die wollen wir wieder zu unseren gemeinen Händen nehmen.
11. Soll der Todfall (eine Art Erbschaftssteuer) ganz und gar abgeschafft werden, und nimmermehr sollen Witwen und Waisen so schändlich wider Gott und Ehre beraubt werden.
12. Ist unser Beschluss und endliche Meinung, wenn einer oder mehr der hier gestellten Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß wären …, von denen wollen wir abstehen, wenn man es uns auf Grund der Schrift erklärt. Wenn man uns schon etliche Artikel jetzt zuließe und es befände sich hernach, dass sie Unrecht wären, so sollen sie von Stund an tot und ab sein. Desgleichen wollen wir uns aber auch vorbehalten haben, wenn man in der Schrift noch mehr Artikel fände, die wider Gott und eine Beschwernis des Nächsten wären.
Da mir diese "Übersetzung in angeblich heutiges Deutsch immer noch ein wenig altertümlich erschien, bat ich heute ChatGPT um eine Formulierung in unsere Umgangssprache:
"Hier findest Du eine wissenschaftlich fundierte, ins heutige Deutsch übertragene Version der Zwölf Artikel, wie sie beispielsweise von der Memminger Kirchengemeinde St. Martin (2022) [ev. lutherisch, DM] publiziert wurden. Die Übersetzung versucht, den ursprünglichen Sinn und die reformatorische Prägung des Textes beizubehalten, ohne dabei in altertümliche Formulierungen abzugleiten:"
12 Memminger Artikel in heutiger Umgangssprache
1. Freie Pfarrerwahl und –absetzung
Eine Gemeinde soll das Recht haben, ihren Pfarrer selbst zu wählen und ihn auch abzusetzen, wenn er sich ungebührlich verhält. Der Pfarrer muss das Evangelium unverfälscht predigen, damit allein durch den Glauben zu Gott gefunden werden kann.
2. Verwendung des Kornzehnten
Der Kornzehnt soll ausschließlich dazu dienen, den Unterhalt des Pfarrers und seiner Familie sowie die Unterstützung der Armen in der Gemeinde zu finanzieren.
3. Abschaffung der Leibeigenschaft
Es ist untragbar, dass man uns als Leibeigene behandelt. Aus der Heiligen Schrift geht hervor, dass wir frei sind und frei leben wollen – nicht nach willkürlichen, menschlichen Maßstäben, sondern gemäß Gottes Geboten.
4. Recht auf Jagd und Fischfang
Das Recht, zu jagen und zu fischen, muss jedem unter Berücksichtigung christlicher Gerechtigkeit zuerkannt werden.
5. Gemeindewälder und Brennholz
Die Wälder, die der Gemeinde rechtmäßig zustehen, sollen wieder unter die Gemeindeherrschaft fallen, sodass jeder seinen Bedarf an Brennholz daraus decken kann.
6. Begrenzung der Frondienste
Die Belastung durch Frondienste darf nicht weiter zunehmen; sie soll auf das Maß beschränkt werden, das den biblischen Geboten entspricht.
7. Vertragliche Regelung der Dienste
Die Dienstpflichten zwischen den Herren und den Bauern müssen klar und vertraglich geregelt werden, damit weder übermäßige Mehrarbeit noch unzureichende Bezahlung entstehen.
8. Neufestsetzung des Pachtzinses
Der Pachtzins soll von ehrbaren und sachkundigen Personen neu, nach der tatsächlichen Ertragsfähigkeit der Güter, festgesetzt werden.
9. Gerechte Strafjustiz
Gerichtliche Strafen dürfen nicht willkürlich oder aus Missgunst verhängt werden, sondern müssen sich an althergebrachten, schriftlich fixierten Regeln orientieren.
10. Rückgabe des Gemeindelandes
Äcker und Wiesen, die rechtmäßig der Gemeinde gehören, sollen – nach einem fairen und brüderlichen Vergleich mit den Herren – wieder in den Besitz der Gemeinschaft übergehen.
11. Schutz von Witwen und Waisen
Witwen und Waisen dürfen von ihren Herren nicht beraubt, misshandelt oder in ihrer Würde verletzt werden – dies ist aus christlicher Sicht nicht länger hinnehmbar.
12. Änderungsklausel
Diese Artikel haben wir beschlossen. Sollte sich herausstellen, dass ein Artikel nicht dem Wort Gottes entspricht, so nehmen wir ihn zurück. Wir verpflichten uns, uns in aller christlichen Lehre zu üben. Der Friede Christi sei mit uns allen.
Mein persönliches Fazit
Auf den Freiheitskampf der deutschen Bauern und auf ihre Forderungen, wie sie hier vor 500 Jahren dokumentiert wurden, können wir stolz sein! Alle Welt weiß, der Kampf der Bauern war vergeblich. Danach war es still in Deutschland. Erst mehr als 300 Jahre später, 1848, flammte der Freiheitskampf der Deutschen wieder auf. Jedoch hielt sich der Erfolg auch diesmal in engen Grenzen. Schließlich schenkten uns die Väter und Mütter des Grundgesetzes das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949. Es ist die Verfassung Deutschlands, die unsere Freiheitsrechte schützt und für es sich lohnt zu kämpfen! -DM